Sie haben eine COVID-19 Erkrankung durchgemacht und fühlen sich wenige Wochen danach noch nicht gesund? Möglicherweise leiden Sie an Long-COVID, auch Post-COVID-19 Syndrom genannt.
Bis zu zehn Prozent aller Menschen, die eine COVID-19 Infektion durchgemacht haben, können im Anschluss an eine schwere oder milde Infektion noch an bestimmten Symptomen leiden. Häufig treten Geruchs- und Geschmacksverlust, Müdigkeit bis zur Erschöpfung, sowie Atemnot bei Anstrengung oder Schlafstörungen auf. Seltener wird über verschiedene Schmerzen, Gefühlsstörungen, Husten und Brustschmerzen, Haarausfall, Appetitlosigkeit, Herzklopfen und Schwindel, sowie über zahlreiche weitere Beschwerden berichtet. Die Intensität der Beschwerden reichen von milden Befindlichkeitsstörungen bis zu massiven Beeinträchtigungen im Alltag und Arbeitsunfähigkeit.
Meist kommt es jedoch nach einigen Wochen zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden.
Ursachen
Die Ursachen für diese Symptome konnten bisher noch nicht geklärt werden. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass es bei Long-COVID ähnlich wie bei anderen Virusinfektionen (beispielsweise dem Pfeifferschen Drüsenfieber) nach der akuten Erkrankung zu einer länger anhaltenden und erhöhten Aktivität des Immunsystems und zur vermehrten Ausschüttung von Entzündungsmediatoren kommt. Auch werden direkte Schädigungen von Zellen oder Geweben (z.B. Nervenzellen oder Stützzellen der Riechschleimhaut) durch das Virus und genetische Faktoren diskutiert. Darüber hinaus können in selteneren Fällen und eher nach schweren Verläufen einer COVID-19 Infektion Symptome auftreten, die auf einen organische Folgeerkrankung (z.B. Nieren- oder Herzschwäche) zurückzuführen sind.
Erste Ansprechpartner*innen bei Beschwerden nach einer abgelaufenen COVID-19 Infektion sind Ärztinnen / Ärzte für Allgemeinmedizin. In einem ausführlichen Gespräch oder mit Hilfe von weiterführenden, gegebenenfalls auch fachärztlichen Untersuchungen wird geklärt, ob Ihre Symptome mit einer abgelaufenen COVID-19 Erkrankung im Zusammenhang stehen, oder auf eine andere Ursache zurückzuführen sind.
Corona und Schlafstörungen
Eines der häufigsten gesundheitlichen Probleme während der Pandemie sind Schlafstörungen. Diese können nach einer COVID-19 Infektion auftreten, oder stehen im Zusammenhang mit den zahlreichen Belastungen und Herausforderungen in der Pandemie. Als erste Selbsthilfemaßnahmen vermeiden Sie etwa vor dem Zubettgehen späte und üppige Mahlzeiten, Kaffeegenuss und den Konsum von digitalen Medien. Zur Schlafförderung sind eine regelmäßige Abendroutine, ausreichend Bewegung oder Sport tagsüber und auch ein warmes Fußbad hilfreich. Bei anhaltenden Schlafstörungen wird empfohlen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Therapie von Long-COVID
Aktuell (März 2022) gibt es noch keine spezifische Therapie gegen Long-COVID, somit richtet sich die Therapie individuell nach den Symptomen der betroffenen Person. Nach einem ärztlichen Gespräch und gegebenenfalls weiterführenden Untersuchungen werden die verschiedene Beschwerden nach medizinischen Standards behandelt.
Insbesondere bei krankhafter Müdigkeit und Erschöpfung (auch Fatigue genannt) wird ein integrativer Therapieansatz empfohlen: Methoden und Behandlungen zur Schlafförderung, Stressreduktion und Entspannung, Schmerztherapie, sowie vorsichtige Trainingstherapie und eine mentale Begleitung, um das häufig bestehende sensible Gleichgewicht zwischen Aktivierung und Überforderung besser verstehen lernen und schließlich auch beeinflussen zu können.
Darüber hinaus wird nach dem Konzept der Anthroposophischen Medizin bei Erschöpfung und weiteren Symptomen im Rahmen von Long-COVID auch die Regulation von Wärme, Atmung, Flüssigkeit und Zirkulation, sowie Regeneration von Gewebestörungen berücksichtigt. Das geschieht über äußere Anwendungen, z.B. Wickelanwendungen, regelmäßige Fußbäder und individuell ausgewählte anthroposophische Arzneimittel. Auch eine Misteltherapie kann erwogen werden.
Was können Sie als Betroffene*r selbst tun?
Unter folgendem Link finden Sie eine von der WHO herausgegebene Broschüre über Möglichkeiten einer selbstständigen Rehabilitation bei Long-COVID. Es wird insbesondere auf Atemnot, Bewegung und sportliche Aktivität, Umgang mit Erschöpfung, Stimmstörungen, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Schluckbeschwerden, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Stress, Depressionen, Schlafstörungen und Schmerzen eingegangen:
https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/345019/WHO-EURO-2021-855-40590-60116-ger.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Besteht durch Long-COVID eine ausgeprägte Beeinträchtigung beim Verrichten von Alltagstätigkeiten oder eine Arbeitsunfähigkeit, kann auch ein stationärer oder ambulanter Aufenthalt in einer Rehabilitationseinrichtung sinnvoll und hilfreich sein. In Wiener Neustadt ist dies im ambulanten Rehabilitationszentrum Optimamed möglich, siehe folgender Link:
https://www.reha-wn.at/fuer-patient-innen/ambulante-pulmologische-rehabilitation-2/
Weitere, sehr ausführliche und für Patient*inne formulierte Informationen über Long-COVID können Sie in der AWMF-Patientenleitlinie unter folgendem Link nachlesen:
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/020-027p_S1_Post_COVID_Long_COVID_2021-12.pdf